Kompressionssyndrome des peripheren Nervensystems

Es gibt zahlreiche Engstellen, an denen Nerven komprimiert werden können. Am häufigsten geschieht dies in der Wirbelsäule im Bereich des Nervenaustritts durch einen Bandscheibenvorfall oder andere degenerative Prozesse, welche den dort austretenden Spinalnerv oder dessen Wurzeln einengen.
Des Weiteren gibt es Kompressionen oft am Handgelenk, wo der N. medianus zusammen mit Sehnen unter einem Band entlangzieht, was bei einer dortigen Einengung als Karpaltunnelsyndrom bezeichnet wird.

Da ein Nerv einen Mikrokosmos darstellt, mit eigenen Arterien und Venen und eigenen kleinen Nerven, den Nervi nervorum, einem Lymphsystem, einem komplexen faszialen Aufbau und einer mehr oder weniger starken Isolierschicht, Schwannsche Zellen, ist leicht vorstellbar, dass eine Kompression unterschiedliche Auswirkungen auf einen Nerven haben kann. Diese Komplexität macht auch klar, dass z.B. Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes begünstigend auf die Empfindlichkeit eines Nerven wirken.

Auftretende Symptome

Zuerst meist Kribbeln / Parästhesie, ein Gefühl wie wenn ein eingeschlafenes Gewebe wieder aufwacht.
Gepaart ist es oft mit einem etwas verminderten, tauben Gefühl / Hypästhesie.
Schmerzen und Verspannungsgefühle sind häufige Begleiter. Weiterhin kann sich ein brennendes Gefühl einstellen. Das Gewebe kann auch tatsächlich wärmer oder kälter sein. Hinzu kann eine verstärkte oder herabgesetzte Schmerzempfindlichkeit kommen. Im Verlauf kann eine Muskelschwäche auftreten oder auch direkt vorhanden sein.

Untersuchung

Einleitend wird eine eingehende Befragung, Anamnese, durchgeführt. Genaue Angaben zur Lokalisation und zur Art der Beschwerden, wann diese auftreten, ob es ein auslösendes Moment gab, ob Begleitsymptome bestehen und zum Verlauf der Beschwerden und einiges mehr, liefern wertvolle Hinweise für eine Diagnose und für eine gezielte Untersuchung.

Die Prüfung der Sensibilität, der Schmerzempfindlichkeit und der Muskelkraft geben einen weiteren Hinweis auf den Ort der möglichen Nervenschädigung. Zur Vergewisserung oder zur genaueren Überprüfung gibt es Kompressionstests. Hierbei wird der Nerv genau an dem Ort, an dem der Untersucher die Schädigung vermutet, eine gewisse Zeit unter Druck gesetzt.

Ein Nerv läßt sich auch durch eine Dehnung, neurodynamischer Test, unter Stress setzen. Am bekanntesten ist der Test für den Ischiasnerv, bei welchem aus der Rückenlage das gestreckte Bein angehoben wird, Lasegue bzw. straight leg raise. Beim Listeningtest werden durch leichte Berührung mit den Fingerbeeren des geschulten Untersuchers feine Gewebeveränderungen wahrgenommen, die Rückschlüsse darauf zulassen, ob der Nerv dort eine Beeinträchtigung erfährt.

Ursachen

Es gibt viele Blickwinkel von denen sich Ursachen ausmachen lassen. So wird ein Orthopäde eine andere Sichtweise haben als ein Psychologe und dieser wiederum eine Andere als ein Osteopath. Letztlich haben natürlich alle Sichtweisen ihre Gültigkeit!

Nehmen wir nun als Beispiel den Bandscheibenvorfall. Bevor es zu diesem kommt bestehen meist über Jahre Verspannungen mit mehr oder weniger stark ausgeprägten Schmerzen. Verspannte Muskeln und Schmerzen führen zu Asymmetrien, zu einer schlechten Koordination der Bewegungen und zu Bewegungseinschränkungen. Dies belastet alles den passiven Bewegungsapparat und hier vor allem die Bandscheiben, so dass es im Laufe der Zeit zu Einrissen und einem Vorfall kommen kann.
Zu Beginn kann aber natürlich auch ein eingeschränktes Körpergefühl sowie eine schlechte Haltung und Koordination gestanden haben. Einseitige Belastungen, heutzutage vor allem langes Sitzen, begünstigen Verspannungen. Als Ausgleich wäre dann Bewegung notwendig. Manchmal ist es aber auch gerade ein zu ehrgeizig betriebener Sport oder ungünstige Übungen, die die Probleme erst auslösen. Jede Einschränkung unserer Sinnesorgane kann zudem Verspannungen begünstigen.

Wenn die Augen bei der Computerarbeit überlastet werden verspannt dies die Nackenmuskulatur. Gleitsichtbrillen können zu Zwangshaltungen führen. Durch den Blick auf Displays kann sich das Sichtfeld und das Sehen zu den Seiten einschränken, was sich auf die Koordination des Halses bei Drehbewegungen auswirken kann. Etc.

Therapie in der Osteopathie

Meist steht vorerst das globale Lösen von Verspannungen im Vordergrund. Dann kann spezifisch an dem Ort der Kompression therapiert werden, um den Raum für den Nerv wieder zu öffnen.  Nerven lassen sich ertasten und geübte Therapeuten spüren, welche Behandlung sie benötigen, um wieder in die Balance zu finden. Zudem lassen sich Nerven durch ein „Stretching“, Neurodynamik genannt, befreien.

Kraft und Koordination können nach der Dekomprimierung des Nerven wieder optimiert werden. Veränderungen im Gefühl, wie Missempfindungen oder Taubheit, lassen sich durch spezifische Berührung und Sensibilitätstraining verbessern.

Osteopathen schauen natürlich immer ganzheitlich auf ihre Patienten. Somit kümmern sie sich um weitere Faktoren wie Fehlhaltungen oder Fehlbelastungen. Auch die Behandlung der Sinne, wie der Augen oder des Gleichgewichtsinns, können eine wichtige Rolle spielen.

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